Kroatische Lyrikerin | Hrvatska pjesnikinja

Prima Gesagt

Lesebühne & Schreibwerkstatt

Prima Gesagt war ein Literaturprojekt im Soldiner Kiez in Berlin-Wedding von 2007 bis 2012 mit verschiedenen Gesichtern: Eine Schreibwerkstatt, in der regelmäßig durch Schreibspiele oder öffentliches Live-Schreiben in Weddinger Kunstgalerien Gedichte, Geschichten oder szenische Texte enstanden sind und eine Lesebühne, die von einer Reihe an Gastautor_innen und Musiker_innen bereichert wurde und sich gelegentlich an multimediale oder szenische Lesungen herantraute.
Prima Gesagt war ein Schmelztiegel verschiedener Genres: Poetry Slam traf auf Kiez-Anekdoten und auf Lyrik. Fantasy tanzte mit politischen Kurzgeschichten, U und E umarmten sich und zwischen den Krimis schlummerte ein Haiku.
Prima Gesagt
setzte sich zum Ziel Schreibbegeisterte verschiedener Altersgruppen und kultureller Backrounds zu vereinen. Die Altersspanne der Teilnehmenden reichte von 11 bis 60 Jahren. (Post-)migrantische Perspektiven wurden gern gehört und spielten oft - direkt oder indirekt, eine Rolle.

Initiiert von Doroteja Novosel, Paula Balov und Annamaria Balov.
Weitere Mitglieder:
Christine Mösch, Holger Haak, Jürgen Nafti, Melina Messelmani, Nouri Hassan, Steven, Aylin.

Gastautor_innen & Musiker_innen: Nepomuk Ullmann, Vinzenz Fengler, Jorina Colella, Stefan Thielke, Anka Gnoth, Jakob D. Weber, Axel Altenburg, Vadim Fadin, Nadja Lafi, Uwe Friede, Jeanette Pichen, Maria Meyer, Amélie Olbricht, Frank Pieperhoff, Fred Schumacher, Wolfgang Weber, Roland Urban, Rato-Garrit Klomsdorff, Elizabeta Lindner ("Slovokult"), Duri Baghdadi, Naomi Bendt, Maroula Blades, Gordon Gatherer, Anthony Baggette.

Veranstaltungsorte: Prima Center Berlin, Hofcafé Escapade, FORUM Soldiner Kiez

Bild in Lightbox öffnen (open image in lightbox). Melina, Christine, Aylin, Jürgen, Paula, Doroteja, Annamaria, 2009.

Best of PRIMA GESAGT


PROJEKTE

Im Rahmen von Prima Gesagt entstanden verschiedene Projekte

„Eine Schule im Wedding“ (23.04.10) ist eine moderne, freche Posse von Doroteja Novosel, die die Lesetruppe als Laien-Theater-Ensembl im FORUM Soldiner Kiez aufgeführt haben.
In dem Stück besucht das Fernsehteam „RTL BumBum“ die gefürchtete „Wrestler-Hauptschule“ in Berlin-Wedding und stößt auf sogenannte Problemkinder, das Klischee der Tussi und des Strebers, eine verwirrte Lehrer_innenschaft, einen überforderten Hausmeister und auf eine Schulleiterin, die zu sehr mit ihren Affärchen beschäftigt ist, um sich angemessen um Schulbelange zu kümmern.
Das Theaterstück ist eine Parodie auf die Boulevardpresse, außerdem thematisiert es postmigrantisches Leben zwischen den Welten und zeigt, dass es nicht das Elternhaus ist, wie oft behauptet, das die Integration bei Jugendlichen mit Migrationsgeschichte verhindert, sondern Rassismus: Die Frage nach der Herkunft ist nicht vom Geburtsland oder von der persönlichen Einstellung abhängig, sondern vom Heimatland der Eltern und Großeltern -  selbst dann, wenn das Kind keinen Bezug zu dem Land hat.


Dialog der Generationen“ (2009 - 2010)

Die Mitglieder von Prima Gesagt fragten sich, warum Generationen eigentlich so oft im Clinch miteinander liegen und beobachteten, wie sich in der Schreibwerkstatt, in der unterschiedliche Altersgruppen vertreten waren, die Perspektiven widersprachen, aber auch ergänzten. Durch Schreibspiele stärkten sie das gegenseitige Verständnis, hinterfragten altersbedingte Hierarchien und hatten Freude daran gemeinsam auf Augenhöhe kreativ zu sein.
Die Ergebnisse fassten sie in einer Broschüre („Wortblitz aus dem Kiez“) zusammen.
Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln der EU (Europäische Fonds für regionale Entwicklung), der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin im Rahmen des Programms "soziale Stadt".

Beispiel 2010:

harlekin

ich hab die haut mir weiß gemalt:
ein porzellangesicht.
mal und falten grub ich ein,
in eine maskenschicht.

ich zog am tag von ort zu ort,
zu spotten mit grimassen,
die hässlich, einem spiegel gleich,
das volk erröten lassen.

am abend sucht nach bleibe ich,
als schatten sich vermehrten,
hielt einsamkeit an meiner hand
den einzigen gefährten.

und nichts auf meiner puppenhaut,
verrät was schon so lange
brennt in jedem clown und tränt
auf meine kalte wange.

(Paula Balov, 19 Jahre alt)

Bild in Lightbox öffnen (open image in lightbox). Zeichnung: Annamaria Balov, 13 Jahre alt

Antwort:

Ist es ein Fluch zu sehen,
wo andere Menschen blind sind?
Ihnen den Spiegel vorhalten
ist mein Los
und meine Bestimmung.
Selbst gewählt mein Schicksal,
doch Einsamkeit braucht Nacht,
braucht Dunkel und die Kälte.
Ein neuer Tag wird anbrechen
mit Licht.
Und Hoffnung auf Veränderung:
Die Träne nur noch eine Maske.

(Christine Mösch, 50 Jahre alt)


Antwort:

Doch der Clown
hatte eine Minigun
und schoss damit rum:
Bum, bum.

Und dann strandete er
vor dem Königshaus
und schloss bei seiner Schießerei
auch nicht den König aus.

Er machte es schnell,
er machte ihn kalt
und so wurde er mit vielen Menschen
auf dem Gewissen alt.

(Nouri Hassan, 11 Jahre alt)